Bei der Diskussion um eine Lösung des Konflikts um Berg-Karabach wird meistens übersehen, dass die Türkei im Hintergrund einen großen Einfluss auf die Politik der Regierung in Baku ausübt. Ein Blick auf die Geschichte des Süd-Kaukasus in den Jahren des 1. Weltkriegs zeigt, dass die heutige Türkei dort mehr oder weniger die anti-armenische Politik fortsetzt, die bereits die damalige jungtürkische Regierung betrieben hat.
Mit dem türkischen Vormarsch in Süd-Kaukasien im Sommer 1918 waren die Armenier im Süd-Kaukasus derselben Vernichtungspolitik ausgesetzt, wie zuvor die Armenier im Osmanischen Reich. Der georgische Exilpolitiker Matschabelli, berichtete am 10. April 1918 an das deutsche Auswärtige Amt, die Türkei hätte „fest beschlossen, mit Hilfe der mohammedanischen Stämme des Kaukasus diese Nation auszurotten“. Auch der bayrische General von Lossow, ein glühender Vertreter des deutschen Imperialismus und Zeuge der türkischen Expansionspolitik im Kaukasus, schrieb, dass diese darauf gerichtet sei, „die Kaukasusländer auszusaugen und die Armenier auszurotten“. Die türkischen Truppen, die damals bis nach Baku vordrangen, verübten dort gemeinsam mit ihren aserbaidschanischen Verbündeten ein schreckliches Massaker unter der armenischen Bevölkerung.