Der am 5. November 2008 veröffentlichte Türkei-Fortschrittsbericht hat innerhalb der armenischen Gemeinschaft in der EU kaum Beachtung gefunden. Es gab auch keinerlei Stellungnahmen seitens armenischer Verbände in Deutschland. Bevor die EU und die Türkei Beitrittsverhandlungen aufnahmen, wurde von armenischer Seite die Forderung erhoben, dass die Türkei nur dann in die EU aufgenommen werden sollte, wenn sie den Völkermord an den Armeniern anerkennt. Um dieser Forderung Nachdruck zu verschaffen, organisierten armenische Verbände mehrmals Demonstrationen in Brüssel. Die Zahl der Teilnehmer nahm jedes Jahr stetig ab.
Armenier
Die anti-armenische Politik der Türkei im Süd-Kaukasus 1918-2008
Bei der Diskussion um eine Lösung des Konflikts um Berg-Karabach wird meistens übersehen, dass die Türkei im Hintergrund einen großen Einfluss auf die Politik der Regierung in Baku ausübt. Ein Blick auf die Geschichte des Süd-Kaukasus in den Jahren des 1. Weltkriegs zeigt, dass die heutige Türkei dort mehr oder weniger die anti-armenische Politik fortsetzt, die bereits die damalige jungtürkische Regierung betrieben hat.
Mit dem türkischen Vormarsch in Süd-Kaukasien im Sommer 1918 waren die Armenier im Süd-Kaukasus derselben Vernichtungspolitik ausgesetzt, wie zuvor die Armenier im Osmanischen Reich. Der georgische Exilpolitiker Matschabelli, berichtete am 10. April 1918 an das deutsche Auswärtige Amt, die Türkei hätte „fest beschlossen, mit Hilfe der mohammedanischen Stämme des Kaukasus diese Nation auszurotten“. Auch der bayrische General von Lossow, ein glühender Vertreter des deutschen Imperialismus und Zeuge der türkischen Expansionspolitik im Kaukasus, schrieb, dass diese darauf gerichtet sei, „die Kaukasusländer auszusaugen und die Armenier auszurotten“. Die türkischen Truppen, die damals bis nach Baku vordrangen, verübten dort gemeinsam mit ihren aserbaidschanischen Verbündeten ein schreckliches Massaker unter der armenischen Bevölkerung.
24. April: Die Türkei muss den Völkermord anerkennen – die Internationale Staatengemeinschaft muss neue Völkermorde verhindern
Seit dem Völkermord an den Armeniern sind über 90 Jahre vergangen und in dieser Zeit wurde die Menschheit leider immer wieder Zeuge von solchen Verbrechen. Auch im 21. Jahrhundert stehen in verschiedenen Teilen der Welt Völker am Rande der totalen Ausrottung oder werden gewaltsam aus ihrer ursprünglichen Heimat vertrieben. Dem Völkermord in Ruanda folgte der Völkermord im Sudan. Inzwischen spielt sich auch im Irak eine Tragödie, über die leider nur sehr wenig berichtet wird: In Mesopotamien, eine der Wiegen der Zivilisation, sind die Reste der dort noch lebenden christlichen Völker und die Religionsgemeinschaft der Yezidi einem wachsenden Terror ausgesetzt. All dies geschieht unter den Augen der USA und ihrer Verbündeten, die dort einmarschiert sind, um Demokratie und Menschenrechte durchzusetzen.